Was für eine Woche. Da will man doch eigentlich nur endlich mal seine neue Geschäftsidee in die Welt pusten, um diese erste Phase endlich abzuschließen und sich weiteren Phasen widmen zu können, und dann geht plötzlich alles drunter und drüber und endet in heillosem Wochenchaos. So viel Reaktion von allerlei Seiten, dass ich selbst kaum noch hinterher reagieren konnte und gar nicht wusste, ob ich zuerst das klingelnde Telefon abnehmen oder die Mails beantworten sollte. Ich habe ungeheuer viel Feedback erhalten: zahlreiche E-Mails mit tollsten Wünschen, ermutigenden Zeilen, Anrufe mit inspirierenden Tipps, interessierte Nachfragen und sogar die ersten spannenden Anfragen. Es machte sehr glücklich und froh, dass meine Ideen so gut ankamen, mein Adrenalin-Pegel hingegen konnte sich nicht mehr entscheiden ob er sich über lautes Schreien oder verzweifeltes Brüllen Gehör verschaffen sollte. Aber ich habe es durch die Woche geschafft. Ohne Brüllen und Toben .
Zu detaillierten Rückmails war bislang noch nicht genug Zeit und auch einige Anrufe konnte ich noch nicht ausführlich erwidern. Zwischen all diesem Trubel, den Glückwünschen, vielen noch zu erledigenden Formalitäten und den ersten Anfragen, die bedacht und kalkuliert werden wollten, blieb kaum Zeit zum schlafen, viel schlimmer aber: nicht einmal Zeit zum Kochen. Jeden Abend nahm ich mir vor, als Belohnung nach den zehrenden letzten Wochen ein Entspannungsbad zu nehmen, ein leckeres Essen zu kochen und Champagner dazu zu trinken und mir dann mal wieder mehr als 4 Stunden Schlaf am Stück zu gönnen – und immer kam wieder noch was dazwischen. Dinge, die mir keine Ruhe ließen, die schnell beantwortet, recherchiert und (nach)bearbeitet werden wollten. Also musste ich das lang ersehnte Wohlgefühl häppchenweise aufteilen: an einem Abend trank ich den Champagner, nahm an einem anderen Abend ein Bad, schlief einmal immerhin 6 Stunden am Stück (richtiges Ausschlafen musste wieder vertagt werden) und gestern war es dann soweit: endlich blieb mal wieder Zeit für einen wirklich entspannten Abend. Der Rechner wurde nach getaner Arbeit zugeklappt, das Handy auf stumm gestellt, alle Unterlagen aus dem Sichtfeld verbannt. Und dann, wer diesen Blog schon länger liest mag es schon vermuten, gab es Freitagsrisotto. Geliebtes, köstliches, betörendes, weltvergessendes Freitagsrisotto. Mein persönlicher Inbegriff für „Endlich Feierabend, endlich Wochenende, das Wichtigste geschafft, bitte jetzt entspannen“.
Im Kühlschrank befand sich diesmal noch ein halber Mini-Radicchio, ein paar Champignons, eine halbe Flasche Weißwein stand noch aufmüpfig herum und ein schon etwas überreifes Stück Taleggio bildete die perfekte Teamergänzung zum herben Radicchio, der erst mit kurzem Anbraten und etwas Säure seine charmant-verhaltene Süße hinter seinem bitteren Ersteindruck offenbart.
Als das Risotto fertig war und erste Entspannungsanzeichen, die das meditatives Kochlöffelrühren schon hervorgebracht hatte, mit seinem Taleggio-Schmelz ummantelte, machte das schnell alle Entbehrungen der letzten Zeit wieder gut. Es tröstete die Seele, den schlafmangelnden Körper, die müden Augen. Und beflügelte unerwartet die Erinnerung an die angebrochene Champagnerflasche im Kühlschrank. So kam ich schlussendlich und unerwartet doch noch zu einem runden Abend, mit fast allen Bestandteilen, die ich so vermisste: einem glücklich machenden Abendessen zusammen mit einem Glas seelenberuhigenden Champagners und traumhaften Aussichten auf einen freien Samstag.
Woche 1 meiner neuen Selbstständigkeit war geschafft. Darin ist wesentlich mehr geschehen, als ich es mir ausgemalt hatte. Es fällt mir noch schwer, alles zu realisieren, was auf mich einprasselte. Aber langsam breitet sich wieder Ruhe in meiner Brust aus. Es mag daran liegen, dass ich nach dem Risotto und der Prickelbrause satt und zufrieden ins Bett ging und heute endlich mal wieder schön lang ausschlafen konnte, aber noch vielmehr liegt es wohl daran, dass ich fest und unumstößlich an das glaube, was ich begonnen habe. Ich habe mein neues Haus wetterfest gebaut. Der erste Sturm ist schon überstanden. Mögen nun die nächsten kommen. Ich jedenfalls bin bereit dafür. Und mächtig stolz darauf.
Ich wünsche euch ein fantastisches, stolzerfülltes Wochenende.
Stoßt auf eure Pläne, eure Wünsche und euren Mut an. Und vergesst nicht, einfach mal auszuschlafen.
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RADICCHIO-PILZ-RISOTTO MIT ALTEM BALSAMICO
Für 2 Risottoliebhaber:
200 g Risottoreis (Arborio oder Carnaroli)
1 kleiner Radicchio
1 handvoll Champignons
200 ml trockener Weißwein
700 ml Gemüsefond
2 Schalotten
1 Knoblauchzehe
5 EL Olivenöl
2 EL Butter
2 Zweige Thymian
4 EL guter, sehr alter Balsamico (normaler Balsamico ist keine Alternative, dann lieber ganz auf den Balsamico verzichten)
ca. 70 g Taleggio (ohne Rinde)
etwas Balsamico zum Beträufeln
Vorbereitungen für das Risotto:
Radicchio einmal hablieren, Strunk herausschneiden und dann von jeder Hälfte feine Streifen runterschneiden. Champignons säubern (ohne Wasser), halbieren und in Spalten schneiden. Schalotten und Knoblauchzehe fein würfeln. Die Rinde des Taleggio abschneiden und den weichen Käse in grobe Stücke schneiden.
Und so wird’s gemacht:
Eine Pfanne erhitzen und darin 2 EL Öl erhitzen. Thymianzweige hinzugeben und das Öl damit 2 Minuten aromatisieren lassen. Dann die Hitze auf auf höchste Stufe hochschalten und das Öl richtig heiß werden lassen (nur rauchen sollte das Fett noch nicht). Dann erst die Pilze und den Radicchio hinzugeben und ca. 1-2 Minuten scharf anbraten bis die Pilze schön Farbe angenommen haben. Mit 5 EL altem Balsamico ablöschen, sofort die Pfanne von der Hitze runternehmen. Salzen, pfeffern und beiseite stellen.
Gemüsefond erhitzen und bereit stellen. 2 EL Olivenöl in einem großen, breiten Topf erhitzen, Zwiebel und Knoblauch darin leicht anbraten ohne sie zu bräunen. Sobald die Zwiebeln glasig sind, den Risottoreis hinzugeben, gut umrühren und andünsten lassen, bis auch er leicht glasig wird. Dann mit der Hälfte des Weißweins ablöschen, weiterrühren und den Rest des Weins hinzufügen, sobald der erste Teil weggekocht ist. Den zweiten Teil auch noch reduzieren lassen. Sobald der Wein komplett verkocht ist, kellenweise den Gemüsefond hinzugeben und die Flüssigkeit immer erst verkochen lassen, bevor eine neue Kelle nachgegossen wird. Dabei immer wieder rühren, sodass sich die Stärke aus den Reiskörnern lösen kann und das Risotto nach und nach schön sämig macht. Falls das Risotto nach dem Verkochen der gesamten Flüssigkeit noch zu bissfest ist, mit einigen Löffeln Wasser weitermachen bis die Körner al dente sind.
2 Löffel der Radicchio-Pilz-Mischung zum garnieren zurückbehalten, den Rest vorsichtig unter das Risotto mischen (zusammen mit dem Balsamico-Sud). Das Risotto nach Geschmack salzen und pfeffern sowie die Taleggiowürfel und 2 EL Butter unterrühren. Danach möchte das Risotto mit geschlossenem Deckel 3-4 Minuten ruhen, damit sich die Aromen gut verbinden können.
Das Risotto auf Tellern anrichten, je noch den Rest der Löffel-Raddichio-Pilz-Mischung darauf verteilen, mit einigen Tropfen Balsamico beträufeln und dann servieren.
Und wer das Fleisch nicht weglassen möchte, der brät einfach schnell ein dickes Stück Rinderlende/Roastbeef an, sodass es in der Mitte noch rosig ist, schneidet dann feine Streifen herunter und gibt sie auf das Risotto.
Bon Appétit!
4 Comments
Hat sehr gut geschmeckt! Habe aber doch Taleggio verwendet…
Danke für die Antwort und das tolle Rezept!
Die Knobi Zehe fehlte bei der Aufzählung aber die hat man ja immer zu Hause!
Als nächstes probiere ich das Rote Bete Risotto aus (;
Gruß,
LiLa
Taleggio war eine gute Wahl, der ist ein besserer Kontrast zum Radicchio. Und danke für den Hinweis… die Knobizehe habe ich mal schnellstens ergänzt 🙂
Hallo,
kann man anstelle des Taleggio auch Parmesan benutzen oder ruiniert man dann den Geschmack?
Danke für die Antwort im Voraus,
LiLa
Natürlich geht es auch mit fein geriebenem Parmesan. Dann ist es nur nicht so kräftig. Weil Taleggio durch seine eigene Cremigkeit Schmelz hinzufügt, sollte aber bei Parmesan ganz zum Schluss noch ein großes Stück Butter eingerührt werden. Knapp 50 g Parmesan und um die 30g Butter sollten ihren Dienst tun. Berichte mal, wie es geschmeckt hat.
Bon Appétit