Es ist wieder Freitag Abend. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt Risotto. Wieder Freitag, wieder Risotto – ja, ich weiß. Aufgefallen ist es mir erst als gekocht war. Aber nun gut. Risotto ist eben ein prima Resteessen. Darin verwerten sich gut auch die letzten Krümel einer Köstlichkeit. Risottoreis ist immer in meinem Vorratsschrank, ein letzter Weinrest fast immer bereit, verkocht zu werden, weil er seine besten Aromen schon verlor seit er einen ganzen Abend im Glas erhellte. Als ich heute nach Hause kam um eine nicht sonderlich schöne Arbeitswoche zu beenden, musste das Wichtigste zuerst geschehen: Musik an. Laut! Mir war nach Chansons in ohrenbetäubender Lautstärke und inbrünstigem Mitsingen. Die Nachbarn müssen verstehen, dass das manchmal nötig ist. Vor allem in der Geburtstagswoche poche ich auf Verständnis. Mein Geburtstag ist zwar diese Woche im Nu vorbeigestolpert, aber immerhin habe ich noch Geburtstagswoche. Da muss laut besungen werden, mit einem Glas Freitagabendgetränk in der Hand.
Während ich in der Küche ratlos in den mit Winzigresten überfüllten Kühlschrank starrte, trällerte ich gedankenlos zu Edith Piaf. La Vie En Rose. Ein Isemarktfreitag en rose. Feierabend en rose. Freitagabend en rose. Mein Leben en rose. Ach, Edith.
Ohne zu wissen, was mein Unterbewusstsein gerade am zaubern war, trällerte ich weiter fröhlich Chansons vor mich hin und ziemlich planlos wanderten eine letzte bunte Bete mit rosa Streifen und eine letzte Rote Bete in kleine Würfel gehackt in eine große Pfanne. Plötzlich, beim meditativen Würfeln, entstand dann ein Rote Bete Risotto im Kopf. Pink war es, roch nach Erde und Thymian, nach Wein und verlockte mit cremiger Konsistenz. Bevor ich mich besinnen konnte, wanderten höchst monothematische Dinge in die Pfanne, die bei Erhitzung nicht einmal an Risotto gedacht hatte. Die beiden Beten, Schalotten, Risottoreis, ein letzter Rest Rosé, ein Gläschen Prosecco zusätzlich, Gemüsebrühe, eine Handvoll Thymian und zu guter letzt: einige Löffel des Rote Bete-Frischkäse-Aufstrichs statt des üblichen Parmesan. Ein Freitagabend en rose. So rosig, dass er noch schnell aufs Foto musste, bevor er verputzt wurde. Schließlich hatte ich zum Geburtstag von fantastischen Menschen fantastische neue Foto-Accessoires geschenkt bekommen. Beim Anblick könnte man fast behaupten, Freitagabendlaune, Essen, Geschirr und Tuch gehörten schon immer zusammen. Aber vielleicht sehe ich das auch nur durch die rosa Brille.
Denn neben vielen nicht sonderlich erfreulichen Arbeitsstunden diese Woche habe ich wieder wichtige Dinge über das Glück gelernt, über mich selbst, über die Zeit und mein Leben. Das Glück hat mich oft im Kleinen besucht, diese Woche. In den wenigen ruhigen Momenten. Es war da, um mich im Vertrauen auf meine Instinkte zu stärken, um mich einen großen Moment lang in Demut vor dem Leben und seinen mächtigen Wundern erstaunen zu lassen und hat mir ein anderes Mal einen ganzen Abend die Zeit angehalten um mit seinem Finger auf die tollen Menschen in meinem Leben zu zeigen, die genau wissen, was mir wichtig ist und die mich in diesem Punkt bedingungslos unterstützen. Und heute abend ist es noch einmal zu Besuch, um selbst alle nicht-rosanen Momente der Woche rosa zu überstreichen. Weil die kleinen großen wichtigen Momente eben schwerer wiegen als die hohle Masse der großen mickrigen Momente.
Ich wünsche euch einen Abend en rose.
Singt laut, tanzt wild oder faulenzt genüsslich – Hauptsache, ihr liebt das Leben!
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2 EL Olivenöl
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
150 g Risotto Reis
300 ml Rotwein oder Rosé
600 ml Gemüsebrühe
2 frische Rote Beten (oder Bunte Beten)
150 g Doppelrahm-Frischkäse
Thymian (ca. 2-3 EL gezupfte Blättchen)
Saft einer 1/2 Zitrone
Salz, Pfeffer
nach Wunsch ein bisschen frisch geriebener Meerettich
Vorbereitungen:
Schalotten und Knoblauchzehe schälen und sehr fein würfeln. Rote Bete mit Einweghandschuhen schälen (sonst bleiben die Hände lange rot). Thymianblättchen von den Zweigen zupfen. Nach Wunsch Meerettich frein reiben.
Und los geht’s:
Öl in einer großen schweren Pfanne erhitzen. Knoblauch und Schalotte darin bei kleiner Hitze langsam glasig dünsten. Dann den Risottoreis hinzufügen und ebenfalls bei weiterhin kleiner Hitze glasig dünsten. Rote Bete Würfel hinzugeben und 2 Minuten weiter dünsten. Dann mit Rotwein oder Rosé ablöschen und nach und nach den restlichen Wein unter Rühren hinzufügen bis der Reis den Wein gänzlich aufgesogen hat. Die Hälfte des gezupften Thymians unterrühren. Dann die Brühe nach und nach dazu geben. Sollte der Reis nach Zugabe aller Flüssigkeit immer noch nicht durchgegart sein (er muss noch Biss haben, darf aber nicht mehr körnig sein) noch mit etwas Wasser bis zum Garpunkt weitermachen. Frischkäse unterrühren, mit geriebenem Meerettich, etwas Zitronensaft, Salz und Pfeffer abschmecken und einige Minuten ruhen lassen. Mit restlichem Thymian bestreuen und servieren.
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[…] sehe. Und diese Woche dazu passend auch mehrfach rosa essen musste. Nicht nur mein gutes altes Risotto en rose, das ich so sehr liebe, sondern generell Rote Bete, Rotkraut und Kirschen in all ihren Facetten. […]
[…] sehe. Und diese Woche dazu passend auch mehrfach rosa essen musste. Nicht nur mein gutes altes Risotto en rose, das ich so sehr liebe, sondern generell Rote Bete, Rotkraut und Kirschen in all ihren Facetten. […]
Fantastisch!