ESSEN REZEPTE

Grauer Sonntag

15. Juli 2012
Genuss_sucht_Grauer Sonntag

Gemütlicher Sonntag. Die Sonne lachte, als ich aufstand, ich musste meine Augen einige Male mehr reiben um es zu glauben. Kaum 2 Stunden später ist sie schon wieder weg und Regentropfen prasseln an das Fenster während der Himmel einen traurig grauen Mantel angezogen hat, so sehr fröstelt es selbst ihn. Doch mir ist nicht nach Trauermantel, denn ich muss zugeben, ich mag graue Sonntage. Weil sie eine Gemütlichkeit mitbringen, die man sich bei Sonne nur selten gönnt. Ich habe einfach die Musik laut aufgedreht, eine Tüte frisch gerösteten Kaffee geöffnet und meine Nase eine Weile in den kräftig erdigen Kaffeeduft gehalten und tief  inhaliert. Erst danach konnten die Bohnen in den Vollautomaten wandern und sich kurze Zeit später in meinen cremig-sahnigen Milchschaum ergießen. Mit einem großen, schaumigen Milchkaffee macht grau Spaß. Ich saß auf der Couch, mit starrem Blick aus dem Fenster hinein in das grün der 10m hohen Tanne vor meinem Fenster, begann kurz die Blätter meines Lorbeers zu zählen, der tropfnass im Blumenkübel vor dem Fenster baumelte und dann waren die Gedanken weit weg von allem grau, allem Sonntag, allem Kaffee oder Verstand. Einige Minuten müssen verstrichen sein, bis ich wieder im Jetzt angelangt war. Das Kaffeeglas war einige Grad kühler geworden in der Hand, aber noch nicht leer, und plötzlich, irgendwo zwischen den Kaffeeschaumgedanken, zog der Duft frischen Kuchens in meinen Kopf. Meine Nase konnte nichts riechen, aber der Kopf konnte ihn schon wahrnehmen.

 

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Ein flüchtiger Kühlschrankblick und einige Vorratsschrank- und Schubladen-Checks waren in einer Minute erledigt, die Bevorratung versprach Minimalistisches. 2 wunderhübsche Nektarinen waren gestern erbeutet worden, ein angefangenes Päckchen gemahlener Mandeln lag noch im Schrank, eine angefangene Butter war auch noch da. Tarte also. Mit Mandelcreme. Perfekt für die neue Tarteform, die ich aus Frankreich mitgebracht hatte, obwohl ich schon einige andere Tarteformen besaß, aber diese Form unbedingt – wirklich sehr unbedingt! – noch brauchte. Da 2 Nektarinen das Minimun für eine Tarte, aber noch lange keinen Goldschatz darstellen, passte die längliche Form wunderbar um den Mangel an Einlage zu kaschieren.

Als die Tarte fertig aus dem Ofen kam und vor die Kamera wanderte, verirrte sich vor Sonntagnachmittagvorfreude auch kurz ein Sonnenstrahl ins Wohnzimmer. So, Kuchen muss man ihr also liefern, damit sie den grauen Mantel wieder abstreift. Ich habe verstanden.

Spätestens nachher, wenn ein Stück Nektarinen-Tarte mit einem Löffelchen vanillisierter Crème Double (steht zufällig noch angefangen rum), begleitet von einer Tasse meines Lieblingsgrüntees, gesüßt mit einem Hauch Orangenblütenhonig, mit mir und einem Buch auf die Couch wandert, wird es der wohl schönste Nektarinen-Tarte-Sonntag aller Zeiten werden. Dann lasse ich den Sonntag einfach Sonntag sein – egal ob grau oder mit Sonnenschein.

Lasst es euch gut gehen!

 

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NEKTARINEN-TARTE MIT MANDELCREME

Zutaten für 1 längliche (rechteckige) Tarteform:
100 g kalte Butter

200 g Mehl
2 EL Zucker
(Backpapier, Backerbsen oder andere Back-Beschwerung)

Für die Füllung:
100g weiche Butter

100g Zucker
2 Eier
100g gemahlene Mandeln
2 EL Mehl
Mark von 1 ausgekratze Vanilleschote (oder 1 gehäufter TL gemahlenes Vanillepulver)
2 große, aromatische aber möglichst feste Nektarinen
nach Wunsch noch etwas Zimtzucker


Vorbereitung:

Butter aus dem Kühlschrank nehmen. 100g zur Seite stellen und auf Zimmertemperatur bringen. Alle weiteren Zutaten abwiegen und zurecht stellen.

So wird’s gemacht:
Backofen auf 200 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. 100 g kalte Butter mit Mehl und Zucker bei kleiner Stufe und nur kurz mit einer Küchenmaschine zu einem bröseligen Teig verrühren. Dann ca. 3 – 4 EL eiskaltes Wasser dazu geben, bis sich alle Zutaten verbunden haben (nur bei kleiner Rührstufe und wirklich nur so lange, bis ein Teig entsteht, dann sofort abstellen. Teigkugel in eine Folie wickeln und 30 (besser 60) Minuten kühl stellen (nicht in den Kühlschrank, dort wird der Teig zu hart). Teig ausrollen und eine leicht gefettete Tarteform damit auslegen. Mehrfach mit einer Gabel den Boden einstechen, eine Schicht Backpapier darauf legen und die Backerbsen obenauf geben. Für 15 Minuten in den Ofen geben, dann das Papier und die Erbsen entfernen und nochmal für ca. 8 – 10 Minuten in den Ofen geben, bis der Boden leicht gebräunt ist. Auskühlen lassen.

Ofen auf 190 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. 100g weiche Butter mit 100g Zucker schaumig schlagen.  Ein Ei nach dem anderen hinzugeben und jeweils gut unterrühren, bevor das nächste dazu gerührt wird. Dann Mandeln, Mehl und Vanille hinzugeben, kurz unterrühren. Die Mischung in den kalten Tarteboden geben. Nektarinen waschen, halbieren und mit einem Messer feine Spalten vom Kern schneiden (oder falls die Nektarinen schon weich und reif sind halbieren, entkernen und die Hälften in dünne Spalten schneiden). Die Spalten auf der Füllung verteilen. Nach Wunsch noch mit etwas Zimtzucker bestreuen. Im Ofen bei 190 Grad Ober-/Unterhitze  ca. 20 Minuten backen.

 

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