Von draußen tropft der Regen gegen mein Fenster und ich träume von Sommer. Wenn ich die Augen schließe, schleichen sich Bilder von leuchtenden Sonnenstrahlen in meinen Kopf, ich spüre warmen Sommerwind auf meinen Armen, rieche Sonnencreme, höre das gemütliche Plätschern von Wasser, in dem Menschen Erfrischung suchen und nehme trotz geschlossener Lider helle und dunkle Punkte von sich wiegenden, in sanfter Sommerbrise tanzenden Sonnenschirmen wahr.
Plötzlich bekomme ich Lust auf Citronnade, zitronige, herb-süße Limonade und wähne mich in meinem kleinen Regenalltagsfluchttraum im französischen Sommer am Mittelmeer. Auch wenn die meisten Zitrusfrüchte im Winter verfügbar sind, erinnert ihr frischer, saurer und belebender Geschmack doch zwangsläufig an heiße Sommertage.
Ein absoluter Klassiker der französischen Pâtisserie ist die Tarte au Citron. Gerade weil Frankreich so intensiv aromatische Zitronen wie die Mentor Zitronen wachsen, wird ihr feiner Geschmack hier groß zelebriert. Die Rezepte der Zitronentartes sind so unterschiedlich wie man es sich nur vorstellen kann.
Die wohl klassischste Variante besteht aus einer Zitronen-Eier-Zucker-Creme, ähnlich einem Lemon Curd, und ergibt einen pastellgelben, reichhaltigen und sanftcremigen Tartebelag. Die andere Variante wird nur mit einem Zitronen-Zucker-Gemisch zubereitet und besticht später durch leuchtendes Sonnengelb auf dem Kuchenteller, wie man im GenussSucht Rezept für Tarte au Citron sehen kann.
Ganz besonderen Momenten kann darüber hinaus noch eine Krone aufgesetzt werden: Mit einer Meringue Haube (Eiweißschaum), die kurz mit einem Gasbrenner angeflammt oder im Ofen schnell angratiniert wird, entsteht im Nu eine Tarte au Citron Meringuée. In meinem Leben gibt es, wie für alle anderen Köstlichkeiten auch, Momente für Tarte au Citron genauso wie für Tarte au Citron Meringuée. Alles hat seine Zeit. Genuss eben auch.
Völlig gleich, welche Variante die Kuchengabel zum Munde führt: jedes Mal besticht mich die Tarte au Citron mit zuckrig zitrischer Freude, erfüllt mich mit unbändiger Lebenslust und einem Schub positiven Denkens. Ob es daran liegt, dass mir bereits im Windelalter schon eingebläut wurde, sauer mache lustig, weiß ich nicht. Sicher ist aber, dass zitronig fröhlich macht, ausgelassen und sehr, sehr glücklich.
Wie bei den meisten guten Dingen kommt es auf die Qualität und Zusammensetzung qualitativer Zutaten an. Ein krümeliger Mürbeteigboden soll es sein, der im Mund umgehend zu kleinsten Streuseln zerfällt und mit dem Aroma frischester Butter glänzt. Die Zitronen sollten in der Sonne ausgereift sein, tiefgelb als man ihre Schale hauchfein in die Tarte au Citron Creme rieb, und im allerbesten Glücksfall den wunderbaren Geschmack der aromatischen Menton oder Amalfi Zitronen tragen. Die Creme sollte cremig sein, keinesfalls krümelig oder trocken, aber auch nicht schwer und wuchtig. Ich mag sie am liebsten, wenn sie leicht und cremig ist – gerade genug angedickt, um nach dem ersten Biss in die Tarte nicht vom Stück herunter zu laufen.
Wenn all diese Bedingungen erfüllt sind, steht meinem persönlichen Tarte au Citron Nirvana nichts mehr im Wege. Dann bringt ein Biss in die saftige Köstlichkeit genau das, was ich mir von einem erleuchtenden Sommermoment wünsche: er beseelt und befreit, zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht, beschwert meine Augenlider mit Glückseligkeit bis sie sich wohlwollend schließen und trägt sodann meine Gedanken bis zum glitzernden Mittelmeer und von dort aus hoch hinaus auf die Hügel von Menton, auf welchen ich die Zitronenbäume samt ihres Zitronenbaumwärters besucht und stundenlang beschnuppert habe. Von diesem Erlebnis berichte ich ein anderes Mal. Jetzt träume ich von einer Tarte au Citron. Ich kann schon die Brandung hören und die feine Süße der Zitronen kitzelt längst auf meiner Zunge.
Vive la France et les Gourmandises Françaises!
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