Gourmandises Françaises

Gourmandises Françaises: Pêches Blanches

17. August 2014
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Jedes Jahr warte ich auf die heißen Sommertage, um endlich diese weißen Schönheiten zu vernaschen: Pêches Blanches. Natürlich kommen sie nicht nur aus Frankreich, sondern je nach Jahreszeit auch aus Griechenland, Italien, Marokko, Chile, der Türkei oder gar aus China oder Südafrika.

Bereits im April findet man sie auf den Märkten oder im Handel, meistens stammen sie dann noch aus Spanien oder Marokko, sind selten wirklich reif und aromatisch. Um die wirklichen vollduftigen und intensiv aromatischen Exemplare genießen zu können, muss man sich schon etwas länger gedulden. Erst im Juni, wenn in Italien und Frankreich bereits einige wirklich heiße Tage den Früchten zu ihrem wahren Potenzial verhelfen, startet die Saison der subtilen Verführer und reicht ab dann meist bis in den September hinein.

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Auch wenn sie aus vielen Ländern kommen, gehört die Pêche Blanche für mich definitiv zu den Gourmandises Françaises. Sie ist keine aufdringliche Verführerin, keine angeberische Braut wie die Nektarine und keine zickige gelbfleischige Pfirsich-Diva. Der weiße Pfirsich ist ein zurückhaltendes, aber sich ihres Aromenzaubers durchaus bewusstes Steinobst. Ihr Aroma ist subtiler, weniger von der Säure geprägt, ihr Fleisch feinfaserig und ihr Naturell sanft und friedlich. Doch ihren Charme spielt sie erst dann aus, wenn man sich näher mit ihr beschäftigt.

Unreif liegt sie oft etwas blass und fahlwangig in der Auslage, als würde sie sich vor dem Käufer verstecken wollen und sich zieren, mehr von sich preiszugeben. Kein Wunder, schließlich reift diese noble Dame nicht mehr nach, egal wie lange man sie zuhause liegen lässt. Deshalb sollte sie in 1 bis 2 Tagen aufgegessen werden.

Pêches Blanches bestehen auf den Grundsatz der Saisonalität und wollen schlicht und ergreifend erst dann geerntet und gegessen werden, wenn sie rotwangig ihre Bereitschaft zum Genuss signalisieren und nach einem beherzten Biss saftig und mit weichem, weißen Fruchtfleisch ihr volles Aroma offenbaren.

Es liegt in der Natur des Genusses, dass er nur dann Genuss ist, wenn er nicht immer verfügbar ist und im richtigen Moment gefunden wird. Diesen Grundsatz verkörpert die Pêche Blanche in vollen Zügen. Sie wandern nur dann in meinen Einkaufskorb, wenn sie prall und ohne Druckstellen, bei vorsichtigem Nachfühlen aber spürbar weich und saftig und bei genauerem Hinriechen betörend duftend auf mich warten.

Zuletzt war das mitten in der Provence der Fall, an einem sonnig heißen Tag, mitten auf dem Markt in Aups. Ich bugsierte bereits einen schweren Korb und zwei Tüten voller Köstlichkeiten an den Armen und hatte aufgrund aufkommender Stirn-Schweißperlen just den Rückweg zum Auto angetreten, als ein feiner, eleganter Pfirsichduft langsam in meine Nase und von dort aus weiter in mein Gehirn und direkt in mein zentrales Muss-ich-kaufen-System kroch. Noch bevor ich erspähte, was auf mich wartete, war unterbewusst schon der Entschluss gefallen es zu kaufen.

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Als ich die kunstvoll aufgetürmten Pêche Blanche Türme vor mir sah, erstmals rotwangig statt blassfahl, die zartflaumige Pfirsichhaut betastete und mit einem ausgedehnt langen Atemzug in ihr natürliches Parfum hineinschnupperte, war ich für einen Moment tief versunken in ihren Zauber. Die Schwerkraft verlor scheinbar für eine Sekunde ihre Wirkung, jedenfalls nahm ich plötzlich weder den schweren Korb noch die Tüten an meinem Arm wahr. So, wie man es nur mit einem wertvollen Schatz macht, nahm ich eine Frucht zwischen beide Hände und strich beidseitig über ihre Haut um mich zu versichern, dass ich nicht träumte. Die Verkäuferin beäugte mich in meinem Pêche Blanche Wahn schon leicht skeptisch, als ich mit strahlenden Augen und voller Inbrunst verkündete: „Sie sind perfekt. Ich nehme 3 Kilo“.

Was erst einmal viel klingt, überlebte die empfohlene Lagerfrist nicht um eine Stunde. Innerhalb von zwei Tagen verspeiste ich in Gesellschaft und mit voller Genusswahrnehmung Stück um Stück. Nicht nur pur, sondern auch als leichtes Dessert, gekocht in Wein oder püriert als unersetzlicher Bestandteil eines perfekten Bellini verleiht die Pêche Blanche wirklich Allem einen Hauch von Eleganz und Grandezza.

Es ist ein kleines Glücksspiel, auf richtig reife Exemplare zu treffen, vor allem in Deutschland. Aber wie bei jeder Lotterie kann man Glück und Pêche haben – man muss nur im richtigen Moment am richtigen Ort sein.

 Vive la France et les Gourmandises Françaises!

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