Gourmandises Françaises

Gourmandises Françaises: Melon Charentais

21. August 2014
GenussSucht_Gourmandises-Francaises_Cavaillon_Charentais_Melon_4600_2n

Eine große Liebe beginnt meist mit einer kleinen Geste. Die Geste der heutigen Gourmandise Française ist eine sehr eindeutige: denn die Melon Charentais verströmt einen verzaubernden Duft, der keinem anderen gleicht.

In Frankreich wird die Charentais Melone auch oft Melon de Cavaillon genannt, da sich Cavaillon im 19. Jahrhundert mit seinen Melonen einen guten Ruf als Handelsstadt machte. Das Interesse an den aromatischen Melonen verbreitete sich schnell damals über die Grenzen hinaus und der Name „Melon de Cavaillon“ stand fortan für hohe Qualität, weshalb er auch heute noch gerne verwendet wird. Aus Cavaillon kommen allerdings unterschiedliche Melonensorten, allen voran die Galia und die Charentais. Letztere hat es mit ihrem außergewöhnlichen Charakter in meine persönlichen Gourmandises Françaises Favoritenliste geschafft.

Die Melon Charentais ist eine recht nachdrückliche und ungeduldige Verführerin. Mit feinem Duft erhascht sie die Aufmerksamkeit eines wehrlosen Genusswilligen, leitet ihn zu sich, schleicht sich mit ihrem betörenden Duft in sein Zuhause ein. Und sobald sie dort angekommen ist, verlangt sie nach Aufmerksamkeit. Mit sich immer weiter ausdehnenden Duftwolken und sich zunehmend intensivierendem Geruch buhlt sie um Beachtung und lässt keinen Zweifel offen, dass sie verzehrt werden möchte. Hat sie ihren optimalen Genusspunkt erreicht, lullt sie mit ihrem sinnesberaubenden Parfum den Verstand des Genusswilligen ein, bis er selbst mit größtem Durchhaltewillen nicht mehr widerstehen kann, ihrem Diktat folgt und das Messer ansetzt.

MelonCharentais_GenussSucht_Gourmandises_Françaises

Ich bin mir nicht sicher, ob die Charentais die gleiche Sogwirkung bei anderen Menschen hervorruft, die sie auch bei mir ausübt. Aber ich kann ihr nie widerstehen. Es ist, als wäre ich in einem klebrigen Spinnennetz gefangen, wenn ich einer französischen, reifen Charentais Melone begegne. Ich kann dann nicht anders, als verschiedene Exemplare in die Hand zu nehmen, sie optisch auf Reifegrad zu untersuchen und an ihnen vollends verliebt zu schnuppern, als wären sie eine Probestreifen meines Lieblingsparfums.

Charentais Melonen werden – ganz entgegen der namentlichen Vermutung aus der Charente zu stammen – vor allem im Südwesten und Südosten Frankreichs angebaut und machen 90% der französischen Melonen aus. Sie ist eine Zuchtform der europäischen Cantaloupe Melone, von welcher sie sich durch ihr intensiveres Aroma unterscheidet.

Ende Mai beginnt die Saison mit der glattschaligen Charentais, auch Charentais Lissé genannt, und reicht bis in den September hinein. Sie hat weiches orangefarbenes Fleisch, eine mittlere Süße, becirct mit sehr intensivem Duft und einer unverkennbaren Eigenaromatik, die man nach dem ersten Probieren nie wieder vergessen wird. Sie schmeckt ein bisschen nach Orangenblüte, Papaya und Honig.

Wer sich beim Einkauf unsicher ist, ob eine Charentais schon ausreichend reif ist, der kann aber neben dem Geruch auch optische Anzeichen dafür finden. Ihr Stielansatz, im Französischen liebevoll „le pécou“ genannt, bekommt kleine Risse, wie man es auf dem Bild gut erkennen kann. Dann hat die Melone ihren optimalen Reifepunkt erreicht.

Aufgrund ihrer glatten, recht dünnen Schale ist sie jedoch ein kleines Mimöschen und nur 3 bis 5 Tage haltbar, danach wird ihr Fruchtfleisch zu weich und sie bekommt Druckstellen. Dies allerdings habe ich sehr selten mitbekommen, denn sie gibt deutliche Zeichen, damit man sie nicht vergisst. Eine unreife Charentais hat noch einen sehr verhaltenen Geruch, eine reifes Exemplar hingegen riecht man deutlich heraus, eine überreife Melone hat eine fast lilienähnliche Raumpräsenz und schreit sehr laut „Iss! Mich! Jetzt! Bevor! Es! Zu! Spät! Ist!“

GenussSucht_Gourmandises-Francaises_Cavaillon_Charentais_Melon_4592klein_1

Im Juli gesellt sich dann noch eine weitere Charentais Form dazu: die Charentais Brodé. Durch die Rückkreuzung mit Netzmelonen hat man das kleine empfindliche Ding mit einer dickeren und benetzten Schale ausgestattet, die sie länger lagerfähig macht. Sie ist nicht nur in der Schale, sondern auch im Fruchtfleisch etwas fester, insgesamt etwas süßer, aber dafür trägt sie etwas weniger Parfum als ihr glattes Vorbild. Charentais Brodé Melonen sind bis in den September hinein erhältlich.

Es bleibt also in dieser Saison nicht mehr viel Zeit, um diese divenhaften Verführerinnen auf den Märkten zu kaufen, sie in den Einkaufskorb zu packen und ihr faszinierendes Schauspiel zu erleben. Deshalb halte ich es mit der dezenten Art der Charentais und rate: „Esst! Sie! Jetzt! Bevor! Es! Zu! Spät! Ist!“.

Vive la France et les Gourmandises Françaises!

You Might Also Like

2 Comments

  • Reply GenussSucht | Sommerlicher Brousse au Miel 9. Oktober 2014 at 23:35

    […] einigen Tagen schwärmte ich mit den schillerndsten Worten von der verführerischen Melon Charentais, eine meiner liebsten Gourmandises Françaises des Sommers. Sie schmeckt pur schon […]

  • Reply Stefanie Köhler 26. September 2014 at 01:10

    […] Deshalb, und nicht nur wegen ihres einzigartigen Geschmacks, hat es die wunderschöne Melon Charentais unter die “Gourmandises Françaises” geschafft. Zu bewundern hier. […]

  • Leave a Reply

    Ausrechnen, eintippen und dann absenden. * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.

    Genuss bringt Menschen zusammen.
    Du willst mehr kulinarische Anekdoten und Rezepte? Dann trage dich für den Newsletter ein. Als Dankeschön erhältst du ein RECETTE DU WEEK-END mit allen Genussextras.