ALLTAGSKÜCHE ESSEN REZEPTE

Adieu, lieber Sommer

5. Oktober 2012
Genuss_sucht_Adieu lieber Sommer

Die Tage sind grau, verregnet und tiefherbstlich. Dunkle Wolken ragen mir mitten ins Gemüt hinein, der Sommer hat schon längst sein letztes „Ade“ gerufen. Es ist als ob während der Sonnenstrahlen so viel Trubel, so viel zu tun, so viel Geräusch und Aktion war, dass es auf einmal alles still wirkt. Ich höre hin und höre nichts. Das Blätterrauschen flüstert noch leise in den Bäumen der Großstadt, der Regen hüllt alles in sich ein.

Während die Tage in allen Nuancen von grau loriot-esk an mir vorbeiziehen, mich mit ihrer Gemütlichkeit und ihrer Langsamkeit bestechen, mir noch letzte Träume vom Sommer bescheren, erste Nieser und Huster entlocken, genieße ich die Behaglichkeit meiner Wohnung, die tröstende Eigenschaft von warmem Lindenblütentee, tropfe Lavendelblütenöl aus der tiefsten Provence auf die soeben wieder aus ihrem Sommerurlaub zurückgeholte Winterdecke, schmore Fleischstücke lange in der Wärme des Ofens, entdecke das Gebäck wieder für mich, reibe meine Füße morgens gemütlich an die Bettdecke und genieße dabei, tief die regnerisch-kalte Morgenluft inhalierend, die letzten Minuten im warmen Winterbett.

Bei jedem Marktgang hauche ich viele kleine „Adieu“ zu den letzten strahlend bunten Sommertomaten, den letzten Beeren, den letzten Freilandrosen. Weil ich nicht weiß, ob sie mir beim Marktgang in der nächsten Woche noch entgegen leuchten werden. Dafür entdecke ich jede Woche wieder neue Bekannte, die sich lange nicht mehr haben blicken lassen. Schöne Rotkohlköpfe mit elegant geschwungenen Blättern nehmen die freigewordenen Kistenplätze ein, malen neue Farben an die Wand der Zeit, pinseln in changierendem Lila und Blau, schillern dem satten Wintergrün des Wirsings entgegen, grüßen das Tiefrotlila der Roten Beten und lässen sich vom Signalorange der immer größer werdenden Kürbisse begeistern.

Ich habe eine Oliven-Ziegenkäse-Tarte gebacken mit den letzten bunten Heirloom-Tomaten, denen ich Ade sagen wollte. Als sie fertig war, riss sogar für eine Stunde der Himmel auf, leuchtete die Tarte vor der Kamera an, sagte den bunten Farben des Sommers selbst noch Au Revoir. Nachdem die Hälfte verspeist war, erlosch mein Hunger auf Sommergemüse. Ich habe die andere Hälfte eingefroren. Für einen Moment im Winter, in dem ich den Sommer schmerzlich vermissen werde. Denn diese Momente kommen manchmal spontan zu Besuch und machen graue Herbst- und Wintertage tiefschwarz, wenn da nicht irgendwo im Vorrat noch ein Stückchen Sommer zu finden ist. Für den Moment aber ist der Sommer vorbei. Ade Sonne, Süße, Knallfarben.

Es ist Herbst. Jetzt auch in meiner Küche. Endgültig. Ausnahmslos.

 

Genuss sucht_Oliven Ziegenkäse Tarte2


OLIVEN-ZIEGENKÄSE-TARTE

Für 1 Tarteform (Durchmesser 28 cm):

150 g schwarze, entsteinte Oliven
280 g Mehl
90 g Butter
50 ml Wasser
650 g kleine Tomaten
2 Zweige frischer Rosmarin
3 Zweige frischer Thymian
1 TL getrocknete Lavendelblüten
ca. 200 g Ziegenkäse (in meinem Fall war es ein halber Valencay)
50 ml Olivenöl
Salz, Pfeffer

Vorbereitungen:

Rosmarinnadeln und Thymianblättchen von den Stielen zupfen und fein hacken.Tomaten waschen und trockenreiben, dann alle Tomaten halbieren. Den Ziegenkäse in Scheiben schneiden.

80 g der Oliven abmessen und kleinhacken. Die kalte Butter in kleine Stücke schneiden und zusammen mit dem Mehl und den gehackten Oliven kurz verkneten. Wasser hinzugeben und zu einer Teigkugel formen.

Und so wird’s gemacht:

Backofen auf 210 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Auf einer bemehlten Arbeitsfläche die Teigkugel zu einer Platte ausrollen und die Tarteform damit auslegen. Mehrfach mit einer Gabel Löcher in den Boden stechen, damit beim Backen keine Blasen entstehen. Tomatenhälften auf dem Teig verteilen. Restliche Oliven darüber geben. Etwas salzen und pfeffern und dann die gehackten Kräuter sowie den Lavendel gleichmäßig über die Tarte streuen. Alles gut mit dem Olivenöl beträufeln. In den Ofenschieben und ca. 25 Minuten backen. Dann kurz herausholen, die Käsescheiben darauf verteilen und nochmals in ca. 25 Minuten zu Ende backen, bis der Käse leicht gebräunt ist.

Bon Appétit!

 

Genuss sucht_Oliven Ziegenkäse Tarte

You Might Also Like

1 Comment

  • Reply Genuss sucht – Französische Spezialitäten: Sainte-Maure 12. Januar 2014 at 22:22

    […] Selles-sur-Cher, Valençay, mein ausgesprochener Lieblings-Chèvre, wie man hier und hier nachlesen kann – und zu guter letzt auch der Sainte-Maure de […]

  • Leave a Reply

    Ausrechnen, eintippen und dann absenden. * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.

    Genuss bringt Menschen zusammen.
    Du willst mehr kulinarische Anekdoten und Rezepte? Dann trage dich für den Newsletter ein. Als Dankeschön erhältst du ein RECETTE DU WEEK-END mit allen Genussextras.