Habt ihr fleißig eure Vorbereitungslisten geschrieben? Ich schon. Meine warten auf den morgigen Wochenmarkt. Für heute hatte ich nur 10 letzte Erledigungen abseits von kulinarischem Engagement auf meiner Liste. Alle in 30 Minuten erledigt. Also naja, nicht wirklich. Denn alle Orte, an denen ich sie hätte erledigen können waren geschlossen und werden vor Januar nicht wieder öffnen. Frankreich hat eben eine andere Grundentspannung hinsichtlich der Öffnungszeiten rund um die Feiertage. Aber auch gut, somit hat sich meine Liste drastisch reduziert und das hat auch was für sich. Soll man nicht Geschenke nehmen, wie sie einem vor die Füße fallen, oder so ähnlich? 😉 I’ll go with the flow, wie immer, und freue mich einfach über die unerwartete Freizeit am Nachmittag.
Der Versuch noch etwas in Ruhe durch das Innenstädtchen zu bummeln scheiterte ebenfalls kläglich. Hätte ich mir ja denken können, dass Ruhe momentan ausverkauft ist. Ich hätte sie vorbestellen sollen bei meinem Händler des Vertrauens. So traf ich unterwegs nur quiekende Kinderhorden auf der kleinen Schlittschuhbahn im Stadtzentrum (niedlich, aber laut), im Buchladen waren gleich 5 Damen zum Geschenkeverpacken abgestellt wo sonst gerade einmal 2 Angestellte den ganzen Laden schmeißen, vor ihnen mindestens die dreifache Menge an hektisch hin- und hertippelnden Menschen. Vor der Post hektisch hupende Autoschlangen, die auf Parkplätze warteten. Ein bisschen zuviel der Weihnachtshektik, ich entfernte mich also schnell wieder aus dem Zentrum und beschloss gleich nach dem Schreiben des Genussdezemberbeitrags mit Weinbüchern und Tee am Esstisch zu verschwinden. In der letzten Nachmittagssonne dieses nicht so winterlich-kalten Wintertags. Klingt für viele nach Arbeit, für mich ist es das reinste Vergnügen. Genau dieses letzte Wort prangert nun in blinkenden Neonlettern über meinem Nachmittag, genauso wie über der Fantasie meiner Feiertage.
Die Fantasie entwickelt sich immer weiter Richtung Gemütlichkeit und Abwesenheit von Menschentrubel. Ich möchte im Pyjama meine Loriot DVDs schauen, weil diese Sissi- und Haselnussfilme mir einfach bis heute nicht gefallen wollen, vielleicht komme ich aber über die Feiertage noch in die Laune für eine Runde Dr. Snuggles, die Lieblingsserie meiner Kindheit. Ich möchte zu unverschämter Zeit Champagner öffnen und mir ein Gläschen vor dem Bücherstapel genehmigen, auf dessen Verschlingen ich mich so sehr freue, weil ich in den letzten Wochen keine Zeit dafür blieb. Außerdem möchte ich in der Dämmerung durch die Weinberge stapfen und eine heiße Schokolade trinken, wenn ich davon zurückkehre, egal ob trotzdem tropische oder winterliche Temperaturen herrschen. Und ich möchte noch rechtzeitig ein Blech voller Guimauves machen, damit sie über die Feiertage nicht ausgehen. Abends werde ich mit Ratafia in den erleuchteten Kamin starren und es herrlich gemütlich angehen lassen. Und zwischen all diesen Dingen werde ich ruhen, nachdenken, Pläne schmieden, tanzen, feiern, genießen, still und überdreht sein so wie es mir gefällt und beliebt. So will es meine Vergnügungsfantasie.
Statt der üblichen Neujahrsvorsätze mache ich deshalb Weihnachtsvorsätze. All das zu tun, wonach mir ist anstatt all das, was die übliche Festtradition der Menschheit abverlangt. All meine Vergnügungsfantasien stehen auf der Vorsatzliste. Und nicht eine einzige lästige Pflicht, zu der ich mich hinreißen lasse. Macht es mir doch einfach nach und nehmt euch mindestens drei feste Weihnachtsvorsätze für die nächsten Tage, die einen Unterschied zu all den letzten Jahren machen. Nehmt euch vor, das was euch an Weihnachten immer am meisten genervt hat, einfach zu vermeiden, zu umgehen oder dem festgefahrenen Denken einfach mal mit überraschend neuer Herangehensweise zu begegnen. Es gibt immer eine Chance zur Veränderung. Nicht nur zum ersten Januar. Also fangt gleich jetzt damit an. So wie ich, wenn ich mich jetzt mit Teetasse vor Weinbücherstapel setze, tief durchatme und den nachmittag in Ruhe ausklingen lasse. Fernab von aller Weihnachtshektik und Erwartungen.
Habt einen wunderschönen 22. Genussdezember.
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