Genussdezember

20. Genussdezember | Weihnachten mit allen Sinnen

20. Dezember 2015
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Huch, ist heute wirklich schon der 20. Dezember? Wie konnte das denn geschehen? Wie ihr gemerkt habt, fiel der 19. Genussdezember im Blog aus. Schlicht und ergreifend, weil mir gestern die Zeit dazu fehlte und ich bis spätabends eingespannt war. Denn auch mein Genussdezember kann sich nicht pausenlos vor letzter Arbeit in diesem Jahr retten und einige Erledigungen wollen noch in diesem Jahr beendet werden um 2016 ganz geschmeidig durchstarten zu können. Also habe ich spontan den 19. Genussdezember ausfallen lassen um am sehr späten Abend lieber noch ein Glas Whisky zu trinken anstatt noch länger vor dem Bildschirm zu sitzen.

Ab heute werden die letzten Tage vor Weihnachten aber zusehends aufgabenloser. Ein bisschen einkaufen noch auf dem Mittwochsmarkt, ausgiebiges Stöbern in den Weinvorräten um ein paar Flaschen Wein und Champagner für die Feiertage auszusuchen, ein paar letzte Weihnachtsworte schreiben und vor allem: noch einmal lange mit all meinen Liebsten schnacken, die ich in diesem Jahr zu Weihnachten nicht sehe. Und immerzu Weihnachtsmusik um die Ohren, die wunderbarsten Klassiker und herrlichsten Ohrwürmer.

Heute habe ich einige Genussdezember-Tipps für alle, die in diesem Vorweihnachts-Trubel das wichtigste aus den Augen verloren haben und nun mit einem radikalen Crashkurs schnell in Weihnachtsstimmung kommen möchten. Eine kleine Sinnesschule für mehr Genuss und Weihnachtsstimmung, die – und damit wären wir auch schon bei einem sehr essenziellen Punkt – nicht nur durch Verschlingen von Plätzchen und Weihnachtsbraten erreicht wird. Aber beginnen wir ganz vorne…

Hören: Der Klang von Weihnachten

Weihnachtsmusik ist essenziell wichtig für die Laune. Ja, ich gehöre zum Pro-Wham!-Lager und kann Last Christmas in beliebiger Frequenz hören, ebenso wie Mariah Carey. Weihnachten wäre nicht Weihnachten ohne mindestens fünfmal am Tag Driving home for Christmas zu hören, denn selbst wenn ich das in diesem Jahr nicht mache erinnert es mich an all die vorfreudigen Autobahnstaukilometer zurück, die ich in den letzten 15 Jahren wegen meiner Umzieherei in den tiefen Süden, in den hohen Norden und dann doch gleich wieder in den Süden auf mich nahm um die Familie zu Weihnachten zu sehen. Es wäre auch nicht Weihnachten ohne Ella Fitzgeralds Weihnachtsalbum, das ich selbst zu Ostern gern höre, oder ohne all die Bing Crosby Lieder und die Frank Sinatra & Dean Martins. Ich könnte lange aufzählen, meine „Holiday“ Playlist umfasst rund 500 Posten und ich höre sie jedes Jahr mindestens viermal komplett durch.

Was ich euch damit sagen möchte? Legt Lieblingsmusik auf, die euch an Weihnachten erinnert, völlig gleich ob besinnlich, heiter oder kindlich, mit oder ohne Glöckchenklingeln. Am besten schon morgens zum Frühstück und dann immer wieder über den Tag verteilt. Dreht sie bei unliebsamen Aufgaben wie dem lästigen Hausputz (der immer lästig ist, weil er einen Tag nach Überfall der Familie wieder neu beginnt) einfach lauter auf, das bringt sogar beim Wischen Weihnachtsvorfreude. Wenn ihr keine eigene Weihnachtsmusik habt, dann hört doch einfach in die Ella Fitzgerald Playlist herein.

Sehen: Wie Weihnachten aussieht

Weihnachten in unseren Breitengraden bedeutet grauer Himmel und nicht ganz so kalte Temperaturen wie man sie sich für den ultimativen Weihnachts-Schneemann-Spaß eigentlich erhofft. Aber lamentieren ändert bekanntlich wenig am Wetter, also konzentrieren wir uns auf die Dinge, die wir ändern können. Die Festbeleuchtung in unseren eigenen vier Wänden beispielsweise. Macht es euch gemütlich, zündet überall Kerzen an und wenn die Dämmerung alles dunkel werden lässt (an manchem Tag muss man da ja nichtmal auf die Dämmerung warten) nehmt euch einfach eine viertel Stunde um euch hinzusetzen, der Weihnachtsmusik zu lauschen und dabei mit aller Aufmerksamkeit das schöne Kerzenlicht zu bewundern. Für mich hat das schon fast meditative Qualität, ich dehne die viertel Stunde gerne länger aus.

Riechen: Wie Weihnachten duftet

Plätzchenduft erinnert wohl jeden an Weihnachten. Aber auch Zimt, Nelke, Vanille, Orange oder Mandarine haben bestimmt alle im Kopf. Oder Glühwein, Feuerzangenbowle oder heiße Schokolade mit Schuss. Holt euch all diese schönen Weihnachtsdüfte nach Hause. Nicht in künstlicher Form durch irgendwelche Duftkerzen (pfui!), sondern durch echte Zutaten, Gewürze. Spickt ganz traditionell Orangen mit Nelken, kocht zuhause Glühwein auf, zündet ein Räucherstäbchen an, lasst Orangenschalen auf der Heizung trocknen. Oder träufelt einfach ein paar Tropfen natürlicher ätherischer Öle in eine Duftlampe. Der Duft ändert so viel in einem Zuhause und macht schnell aus grauem Dezemberwetter einen stimmungsvollen Weihnachtstag.

Was ich besonders liebe: ein kleines (wirklich kleines) Stück Tannenzweig anbrennen. Die Mischung aus Rauch und Tannenduft ist wunderbar und für mich besser als jedes Räucherstäbchen. Das funktioniert auch bestens mit Rosmarin, aber das ist nicht mehr gaz so deutlich Weihnachten 😉

Fühlen: Wie Weihnachten sich anfühlt

Weihnachten kann man nicht nur hören, sehen und riechen, sondern auch fühlen. Welches Gefühl fällt euch dazu ein? Wahrscheinlich braucht ihr nun etwas länger, um Assoziationen zum Fühlen zu haben, denn es ist die Sinneserfahrung, die wir in der Regel am wenigsten in Worte fassen. Ich denke an das Stechen vom Weihnachtsbaum beim Kraftakt, ihn in eine gerade Position zu bringen oder beim späteren Schmücken. Außerdem denke ich an teigknetende Hände, das Gefühl etwas mit den Händen zu erschaffen, an klebrige, orangenschälende Finger. Ich denke an Fingerspitzen, die sich soeben wieder an den noch zu heißen Maronen aus dem Ofen erschrocken haben und an eisige Handflächen, die sich um wärmende Tassen klammern.

Aber auch an kleine Likörgläser am sehr späten Abend und das Gefühl der Holzlatten in der Hand, wenn man beim Mitternachtsspaziergang auf eisigen Trottoirs ausrutscht und kichernd Halt sucht. Dann sind da noch die komplett durchgefrorenen Oberschenkel, nahezu taub, nach einem sehr langen Winterspaziergang, die sich vor dem Kamin oder an der Heizung aufwärmen.

Es gibt so viele taktile Wahrnehmungen, die Weihnachtsstimmung aufkommen lassen, wenn man ihnen denn nur ein bisschen Beachtung schenkt. Achtet heute mal auf die Handgriffe, die unmissverständlich Weihnachten sagen. Da gibt es sicher mehr, als ich gerade vermutet.

Schmecken: Wonach Weihnachten schmeckt

Für viele ist das Schmecken der einzige Sinn, den sie mit Weihnachten assoziieren. Lebkuchen, Panettone, Stollen, Plätzchen, Schokolade, Spekulatius und Printen, Weihnachtsgans und Glögg. Wir schaufeln und konsumieren Weihnachten oft einfach nur über die Zunge in uns hinein. Aus der Menge des Angebots wird oft ein wochenlanges Feuerwerk für den Geschmackssinn, der dann plötzlich zu Weihnachten nichts mehr davon richtig zu schätzen weiß und sich nach dem letzten Gongschlag der Völlerei erstmal komplette Enthaltsamkeit wünscht, weil wir es maßlos übertrieben haben.

Im Sinne des Genusses möchte ich euch daher heute eine kleine Genussübung ans Herz legen: verzichtet noch einmal für 2 oder 3 Tage auf all das, was ihr in den letzten Wochen oder Tagen schon an Weihnachtsgeschmack gegessen habt. Denn dann ist es, pünktlich zu den Feiertagen, wieder etwas Besonderes. Meinen Gewürzkaffee habe ich zum Beispiel in der letzten Woche ausgesetzt, genauso wie heiße Schokolade. Die ersten 7 Plätzchen des Jahres habe ich erst letzte Woche gegessen, sie wurden mir von einer lieben Freundin geschickt. Sie waren großartig, gerade weil vorher und nachher keine anderen Plätzchen die Sinne vernebelten. Ich habe sie zelebriert wie ein Menü und sie mit voller Aufmerksamkeit auf der Zunge zergehen lassen.

 

GENUSS IST DIE WERTSCHÄTZUNG DES MOMENTS, DIE WAHRNEHMUNG SEINER BESONDERHEIT.

 

Last Christmas spielt nur zu Weihnachten im Radio hoch und runter, der Tannenbaum stichelt auch nur jetzt und der Lebkuchen ist nur so lecker, weil wir ihn nicht das ganze Jahr über haben können. Genießt den Moment für das, was er ist. Schenkt ihm Aufmerksamkeit und Muße, Zeit und Bedeutung. Denn nur, wer seinen Genussmoment mit allen Sinnen wahrnimmt, kitzelt aus ihm das Besondere heraus.  

Ich freue mich wahnsinnig auf die Feiertage, auf die Weine, das Weihnachtsmenü und auch auf das (noch unentschiedene) Silvesteressen – und dafür übe ich mich gerne nochmal wenige Tage in vorfreudigem Verzicht. Und ehrlich gesagt: jetzt schon auf der Zunge schmecken zu können, wie köstlich das sein wird, erhöht die Freude um ein Vielfaches.

In diesem Sinn:
Weihnachtsstimmung marsch – genießt euren 20. Genussdezember!

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